Der Flughafen Düsseldorf verkündet in seiner Pressemeldung eine „deutliche Reduzierung der Nachtflüge“. Was dran ist an dieser fragwürdigen „Charme-Offensive“, finden Sie in unserer Stellungnahme.

29. September 2017 | 00.00 Uhr RP-online Düsseldorf

Immer mehr Nachtlandungen

Düsseldorf. Unklar ist bei Flughafen und Land, was wirklich Nachtflüge sind.

Eigentlich sollte für Anwohner unter den Abflugrouten des Flughafens nach 22 Uhr und unter der Anflugroute nach 23 Uhr Ruhe herrschen mit gelegentlichen Ausnahmen bis 24 Uhr unter der Anflugroute. Nach Angaben des NRW-Verkehrsministeriums gab es am Flughafen Düsseldorf im Jahr 2016 aber diverse Verspätungsflüge, wie eine Anfrage der Grünen im Landtag ergab. In den Monaten Mai, Juni und Juli sind jede Nacht im Schnitt neun Maschinen nach 23 Uhr in Düsseldorf gelandet, obwohl dies nur in Ausnahmefällen erlaubt ist. Dazu starteten 100 Flugzeuge nach dem eigentlichen Startverbot um 22 Uhr….

Der Flughafen dementiert die gestiegenen Zahlen und zeigt eigene Statistiken. Die Anzahl der Nachtlandungen am Düsseldorfer Flughafen habe sich in den ersten acht Monaten des Jahres spürbar reduziert. Obwohl die Zahl der gesamten Flugbewegungen in den Monaten Januar bis August um sechs Prozent auf 144.388 im Vergleich zum Vorjahr zugenommen hat, sank die Anzahl der nächtlichen Landungen zwischen 23 und 6 Uhr im selben Zeitraum um neun Prozent auf 1261.

(http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/immer-mehr-nachtlandungen-aid-1.7113778)

Zunächst einmal sind „Nachtflüge“ diejenigen Starts und Landungen, die in der NACHTzeit stattfinden, also zwischen 22 und 6 Uhr. Zu unterscheiden sind die 33 (leider) „erlaubt planbaren“ Landungen 22-23 Uhr und alle anderen Landungen nach 23 und vor 6 Uhr. Die BgF haben die offiziellen Statistiken des Verkehrsministeriums (jede! Zahl kann detailliert belegt werden) jeweils für Januar bis August ausgewertet und folgende Zusammenhänge gefunden:

Es kommt einer Verhöhnung der betroffenen Anwohner gleich, wenn nach dem enormen Anstieg der Landungen nach 23 Uhr von 557 (2013) auf 1.390 (2016) ein leichter, zudem fraglicher und nur auf die milden Winter(!)-Monate 2017 zurückgehender Rückgang euphorisch gefeiert wird. Der Sommer seit Mai war katastrophal, aus bekannten Gründen.

Man fragt sich, welche Politiker und Journalisten denn auf solche Märchen noch hereinfallen sollen?

Die erlaubt planbaren Landungen (33 pro Std. 22-23 Uhr) werden nicht – planerisch – ausgeschöpft, gleichwohl landen im Schnitt über 38 Maschinen nach 22 Uhr (viele verspätet aus der Vorstunde 21-22 Uhr) und im Sommer weitere neun nach 23 Uhr – und dies im Durchschnitt, wie die Antwort des Verkehrsministeriums auf die kleine Anfrage der Grünen Landtagsfraktion beweist. Die Kapazitätsgrenzen sind an vielen Stellen bei weitem überschritten.


Ohne eine dauerhafte Nachtruhe von 22 bis 6, am Wochenende bis 7 Uhr wird an diesem stadtnahen Flughafen überhaupt nichts mehr wachsen. Der größte Standortvorteil, die stadtnahe Lage, ist gleichzeitig der größte Standort-nachteil. 865.000 Anwohner werden Tag für Tag mit über 50 dB(A) Dauerschallpegel belastet, die TA Lärm gibt für Wohngebiete nachts 35 dB(A) vor. Das Gebiet, das nachts mit 50 db(A) rd. 30x so stark mit Fluglärm belastet ist ( lt. Genehmigung 2005. S.121) rd. 58 Quadratkilometer groß und reicht von Essen bis Kaarst.


(Dauerschallpegel Leq3 = Verdopplungsparameter 3, d.h. je 3 dB Verdopplung der empfundenen Lärmbelastung, also 38 dB(A = x 2, 41 dB(A)= x 4, 44 dB(A)= x8, 47 dB(A)= x 16 und 50 dB(A)= x 32. Gesundheitsgefahr ab 45 dB sicher.)