Auch Flughafenverband rechnet langfristig mit geringeren Passagierzahlen:

Flughafenausbau in Düsseldorf endgültig ad acta legen!

Verzweifelt hält der Flughafen Düsseldorf an seinen Ausbauplänen fest. Dabei hätte schon vor Corona eine moderate Straffung der innerdeutschen Flüge völlig ausgereicht, um neuen Airlines, i.d.R. sind dies Billigflieger, slots anbieten zu können. Nun versetzt ausgerechnet der Flughafen-Verband ADV den hochfliegenden Plänen den Todesstoß:

In einer Stellungnahme zu einem Landtagsantrag „Stärkungspaket Luftverkehr“ schreibt der ADV:

Experten weisen zu Recht darauf hin, dass kaum eine Branche länger von den Auswirkungen der Covid-19-Krise betroffen sein wird als der Luftverkehr. Mit einer Normalisierung der Verkehrsentwicklung ist aus heutiger Sicht erst für das Jahr 2023 zu rechnen. Aktuell geht der Flughafenverband ADV davon aus, dass auch in den Jahren 2022 / 2023 noch unter den bisherigen Höchstwerten beim Passagieraufkommen liegen werden. Ein langfristiger Rückgang von etwa 15 bis 20 Prozent gegenüber dem Wert von 2019 erscheint derzeit möglich. Darauf müssen sich die Flughäfen ausrichten. Das heißt auch, dass die vorhandenen Ressourcen und Kapazitäten über die aktuellen Maßnahmen hinaus anpasst werden.

Weiter schreibt der ADV:

Auf der Nachfrageseite muss man unterscheiden zwischen den Geschäftskunden und den Passagieren, die aus privaten Gründen reisen. Im Business-Bereich wird die Nachfrage geringer sein. Viele Unternehmen werden Reisen ihrer Beschäftigten aus Kostengründen zunächst restriktiver handhaben. Einige werden dabei auch die in der jetzigen Ausnahmesituation erprobten Möglichkeiten, wie virtuelle Meetings, zunächst weiter nutzen und weniger fliegen. Dennoch bleibt der persönliche Austausch in einer globalisierten Wirtschaft wichtig und es wird auch weiterhin Geschäftsreiseverkehr in einer relevanten Größenordnung geben.

Im privaten Bereich ist sicher, dass die Menschen weiterhin fliegen wollen. Sie möchten die Welt erkunden und andere Länder kennenlernen. Aber vielleicht wird der eine oder andere sich eine Reise zunächst nicht leisten wollen oder können. Hier spielt es vor allem eine wichtige Rolle, ob und wie stark die Arbeitslosigkeit steigt und verfügbare Einkommen sinken.

Das vollständige Gutachten kann hier heruntergeladen werden: Stellungnahme Flughafenverband

Vor diesem Hintergrund erscheint es völlig absurd, dass die Luftfahrt-Abteilung des NRW-Verkehrsministeriums weiterhin verzweifelt versucht, den bereits 2015 gestellten Antrag des Flughafens Düsseldorf irgendwie über die Zeit zu retten, um am Ende doch wieder die Wünsche der privaten Anteilseigner zu befriedigen, die mit zweistelligen Renditen in der Vergangenheit nicht zufrieden waren. Ein Anteilseigner, ein kanadischer Militär-Pensionsfonds, soll sich sogar geweigert haben, benötigtes Kapital nachzuschießen, obwohl er in den letzten Jahren jeweils rd. 30 Mio €uro an Gewinnanteilen erhalten hatte.

Hierzu Christoph Lange, Vorsitzender des mit über 6.500 Mitgliedern größten Einzelvereins gg. Fluglärm: „Schon vor Corona war der Antrag unbegründet und schadete allen Beteiligten. Wenn der Flughafen selbst sinkende Slot-Nutzungsquoten und sinkende Auslastung pro Jet prognosti-ziert, dann nutzt der Antrag ihm selbst nichts und kann somit auch nicht das Allgemeinwohl fördern. Das Ganze sieht aus wie der verzweifelte Versuch, von eigenen Fehlern (z.B. A380) abzulenken und die Schuld der Politik zuzuschieben. Diese muss sich aber um das Wohl von ganz NRW kümmern, und da wäre es fatal, wenn nach der Verlagerung von Jets aus Münster, Paderborn und Weeze nach Düsseldorf diese anderen NRW-Flughäfen jetzt noch weiter ge-schwächt werden. Warum soll nicht einer ausländischen Billigflug-Gesellschaft angeboten werden, andere NRW-Flughäfen anzufliegen, wenn ihr die freien Slots in Düsseldorf zeitlich nicht passen?“

Natürlich wird jetzt wieder gejammert und nach staatlicher Hilfe gerufen. Die rd. 50-60 Mio € Jahresgewinn konnten die Anteilseigner in den letzten Jahren aber prima einkassieren, die durch viel zu günstige Ticketpreise aufgeheizte Blase war schon mit Air Berlin, Germania, Fly be und vielen anderen Billig-Airlines geplatzt. Benötigt wird eine nachhaltige, umweltschonende Gesamt-Verkehrspolitik. Der Verkehrsausschuss des Landtages sollte sich einmischen, bevor die flug-hafenfreundlichen Behördenmitarbeiter irreversible Fakten geschaffen haben und die anderen NRW-Flughäfen abserviert haben. Für die Regionen Münsterland, Westfalen und den Niederrhein hätte dies fatale Folgen.

Christoph Lange: „Das Ganze muss mit einem sofortigen Nachtflugverbot in Düsseldorf beginnen, von 22 bis 6, am Wochenende bis 7 Uhr muss Ruhe herrschen. Sechzehn Stunden Betriebszeit sind völlig ausreichend, und die Benachteiligung der Hunderttausende Anwohner in Düsseldorf ggü. den Anwohnern in Frankfurt (dort herrscht von 23 bis 5 Uhr ein strenges Nachtflugverbot, und dies, obwohl der Flughafen Frankfurt weitaus bedeutender ist und zudem auch über reinen Fracht-Verkehr verfügt) wäre endlich aufgehoben. Die Antwort des Referatsleiters „Umweltschutz im Luftverkehr“, ob wir Starts um 5:00 Uhr wollten, verstößt gegen den Angerlandvergleich und führte zu einer bis heute unbearbeiteten Dienstaufsichtsbeschwerde. Nur mit dauerhafter Nachtruhe lassen sich die Konflikte auf Dauer lösen.“

Die Dienstaufsichtsbeschwerde kann bei Bedarf bei info@bgf-ev.de angefordert werden.