Medien- und Politikinfo 15.10.2024
In Deutschland wird weniger geflogen: Gut so!
Stellungnahme der Bürger gegen Fluglärm zur Forderung der Luftfahrtindustrie nach Kostensenkungen und Abschaffung der Luftverkehrsabgabe.
Ryanair und EasyJet ziehen Flugzeuge aus Deutschland ab, Eurowings und Condor dünnen ihren Flugplan aus. Im innerdeutschen und Kurzstreckenverkehr wird nach wie vor nur rd. 50% der Verkehrsleistung von vor Corona erbracht. Die gesamte deutsche Luftfahrtindustrie jammert über zu hohe Kosten in Deutschland. Anstatt die Probleme aber anzugehen, hören wir nur Forderungen nach Unterstützung vom Staat. Hoffentlich bleibt er standhaft.
Zugegeben, die Luftfahrtbranche muss sich von ihren früher selbstverständlichen Zuwachsraten verabschieden. Vieles davon ist aber hausgemacht und fällt nicht überraschend einfach so vom Himmel.
- Für Corona konnte die Luftfahrt nichts. Anstatt aber zu versuchen, den Laden am Laufen zu halten, wurde auf Teufel komm raus Personal entlassen und Kosten gespart. Das war ja einfach, denn alles, was ging, war in Subunternehmen ausgelagert. Jetzt fehlt das Personal plötzlich, denn die häufig schlecht bezahlten Mitarbeiter warten nicht untätig, bis die Firmen so gütig sind, sie wieder einzustellen. Sie suchen sich in der Zwischenzeit einen anderen Job.
- Insbesondere der Geschäftsreisemarkt dümpelt vor sich hin. Mit Corona haben die Unternehmen festgestellt, dass es zum Teil effizienter ist, sich per Video-Konferenz zusammenzuschalten anstatt für kleinere Besprechungen durch Europa und die Welt zu jetten. So wichtig kann ein Flughafen für „die Wirtschaft“ also gar nicht mehr sein. Wenn Nachfrage da wäre, würden die Airlines die Flüge auch anbieten, schließlich handelt es sich um ein sehr lukratives Marktsegement, weil nicht so preissensibel.
- Die Auslieferung neuer Flugzeuge verzögert sich immer wieder. Dadurch können die Fluggesellschaften nicht so schnell wachsen, wie sie das vielleicht wollen. Auch hier liegt ein Grund in dem übertriebenen Bedürfnis, Kosten zu sparen, hier der Hersteller – auf Kosten der Qualität.
- Auch der Luftverkehr muss sich transformieren und klimaneutral werden – übrigens nicht nur CO2-neutral – bis 2050, das sind nur noch gut 25 Jahre, ungefähr eine Flugzeuggeneration lang. Das ist schon lange bekannt, aber eine Lösung ist nach wie vor nicht in Sicht. Die Luftfahrtindustrie setzt auf SAF („Sustainable Aviation Fuel“ – nachhaltiger (grün produzierter) Luftkraftstoff). Wo die Energie dafür herkommen soll und wie die Menge produziert werden soll, steht aber in den Sternen. Echte Anstrengungen, das Ziel zu erreichen, sind nicht zu erkennen – angeblich zu teuer. Da wird nach dem Staat gerufen. Und selbst wenn das funktionieren würde, klimaneutral wäre das Fliegen aufgrund von Non-CO2-Effekten immer noch nicht.
- Dann setzen weltpolitische Krisen der europäischen Luftfahrt zu. Das Russland-Geschäft ist tot, und die europäischen Airlines müssen weite Umwege nach Asien in Kauf nehmen, weil Überflüge über Russland nicht möglich sind. Was das allerdings mit dem innereuropäischen Luftverkehr zu tun hat, erschließt sich nicht.
- Und dann steigen auch noch die Luftsicherheitskosten und die Luftverkehrsabgabe. Das wird als Eingriff in die „freie Marktwirtschaft“ gesehen und soll staatlicherseits zurückgenommen werden. Dabei werden die indirekten Kosten der Luftfahrt, insbesondere der Umweltschäden, nach wie vor nicht gedeckt. Warum also sollen hier noch Subventionen gezahlt werden?
Die Kosten steigen also. Ein 19 €-Ticket für einen Trip nach Mallorca ist schon länger nicht mehr zu bekommen. Was ist daran so schlimm? Fliegen ist kein Menschenrecht. Dass ausgerechnet die Besserverdienenden plötzlich ein Herz für den Mallorca-Urlaub ihrer unterbezahlten Putzfrau entdecken, ist mehr als scheinheilig. Wer fliegt, soll wenigstens die wahren Kosten seines Fluges auch bezahlen. Und insbesondere der Lufthansa-Konzern hat bislang sehr gut daran verdient. 2023 hat er Rekordgewinne eingestrichen. Dass diese in diesem Jahr nicht mehr so groß ausfallen (wohl gemerkt: die Gewinne, von Verlusten redet keiner), liegt nur zu einem geringen Teil an zu hohen Nebenkosten in Deutschland.
Dass die Nachfrage zurückgeht, zeigt doch nur, dass durch die viel zu niedrigen Preise der letzten Jahre eine eigentlich nicht vorhandene Nachfage künstlich angeheizt wurde, die sich jetzt wieder etwas normalisiert. Aus Sicht der Bürger gegen Fluglärm – und des Klimaschutzes – können wir nur sagen: GUT SO!