Medien- und Politikinfo 14.03.2021

Bürger gegen Fluglärm befürchten viele Verspätungen

Die Bürger gegen Fluglärm trauen der „himmlischen Ruhe“ und der sauberen Luft rund um den Flughafen Düsseldorf nicht so recht.  

Christoph Lange, 1. Vorsitzender der Bürger gegen Fluglärm: „Der Verkehr wird wieder zunehmen, und weil die Airlines Jets und auch Crews eingespart haben, wird dies mit Sicherheit dazu führen dass in den Tagesrandzeiten und vor allem in der Nacht noch viel mehr Flüge stattfinden werden als dies in den Horror-Jahren 2018 und 2019 der Fall war. Wir rechnen damit, dass dann wieder die alten Verhaltensweisen durchbrechen, der Flughafen fordert mehr Flexibilität, angeblich „um Verspätungen zu vermeiden“, in Wahrheit aber, um noch mehr Luftverkehr an seinem Airport zu konzentrieren und den Wettbewerbern in Münster/Osnabrück, Paderborn und Weeze endgültig den Garaus zu bereiten. Und das Verkehrsministerium macht begeistert mit, kneift weiterhin alle Augen zu und überlässt die Anwohner von Essen bis Mönchengladbach ihrem Schicksal.“

Noch weniger trauen sie der Planfeststellungs- und Aufsichts-Behörde, dem Verkehrsministerium in Düsseldorf, zeigen doch alle Beschlüsse immer wieder die gleiche Tendenz: Der Flughafen beantragt weit mehr, als er je zu bekommen hoffen darf, und die Behörde beruhigt die zu recht aufgebrachten Anwohner, die sich auf gültige Verträge und Zusagen berufen, mit den immer gleichen Worten. „Wir haben dem Flughafen doch nicht alles genehmigt“. Das ist auch keine Kunst, hatte man sich vorher doch einträchtig darauf geeinigt, was zuviel beantragt und dann gestrichen wird, und was wichtig ist und somit voll genehmigt wird. So wurden z.B. die Gesamtflüge 2005 um gerade einmal 7,5% angehoben, das, was den Anwohnern richtig weh tut, die Nachtflüge aber um 65%. Das Ergebnis konnte 2018 und 2019 nahezu in jeder Nacht abgelesen werden.

So sollten in vielen Nächten 40 und mehr Flüge zwischen 22 und 23 Uhr landen. Wie soll das gehen, wo doch ein Gutachten der DFS die maximale Landekapazität mit 33 Landungen pro Stunde angibt. Was macht man also? Man setzt sich zusammen und überlegt 2011 im stillen Kämmerlein, welche Maßnahmen geeignet wären, um diese 33 zu steigern. Und das Verkehrsministerium will von alledem nichts gewusst haben? Dies mag glauben wer will, fand sich doch dieses Gutachten in den Akten eben dieses Ministeriums. Auszüge daraus sind hier exemplarisch abgebildet:

Executive Summary
Der Auftrag der Arbeitsgruppe war die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur
Prüfung von Maßnahmen zur Erhöhung der Kapazität für den Flughafen Düsseldorf.

Rahmenbedingungen:   Angerlandvergleich vom 13.05.1965,
Bestehende Planfeststellung/ Genehmigung

Im Einzelnen sollten mögliche Maßnahmen zur Erhöhung der Kapazität untersucht werden. Dazu hat eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern des Flughafens Düsseldorf und der DFS die hier vorliegende Machbarkeitsstudie erarbeitet. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in den Abschnitten 5 und 6 (Bewertung und Empfehlung) zusammengefasst.

Unter anderem wurden die Verfahren zur Vorfeldkontrolle, Airport CDM, AMAN, GBAS, HIRO sowie CLOU untersucht. Gleichzeitig wurde die Abhängigkeiten zwischen den Flughäfen Düsseldorf/ und Mönchengladbach betrachtet.

Die Übernahme der Vorfeldkontrolle durch die DFS befindet sich in der Umsetzung. Die Terminplanung für Airport CDM ist abgestimmt.

AMAN wird für den Flughafen Düsseldorf derzeit nicht verwendet. Sollte ein AMAN eingerichtet werden, muss dieser als Multiairport-AMAN unter Einbeziehung des Flughafens Köln- Bonn und ggf. Mönchengladbach betrachtet werden.

Ein HIRO Verfahren ist aufgrund fehlender Schnellabrollwege nicht umsetzbar. Die Schaffung von Schnellabrollwegen an der Südpiste sind nur zu Lasten des Vorfeldes möglich (Verlust Positonen und Bewegungsflächen).

Eine Änderung der Infrastruktur für die Nordbahn und ggf. eine damit verbundene alternative Pistennutzung könnte positive Auswirkungen auf die Kapazität haben.

Zu der Anwendung eines CLOU konnte aufgrund fehlender Erfahrungswerte (Forschungsstadium) keine Aussage getroffen werden. Hier sind weitere Untersuchungen anzustreben.

Auf Grund des derzeitigen Implementierungsstatus, sind keine Aussagen zum Nutzen von GBAS möglich.

FAZIT:
Derzeit können Seitens der AG, basierend auf den Untersuchungsergebnissen, keine konkreten Empfehlungen zur Steigerung der Kapazität am Flughafen Düsseldorf gegeben werden.

Es wäre immer eine Änderung der Planfeststellung/Genehmigung bzw. Infrastruktur notwendig.

(siehe Kapazitätserhöhung Flughafen Düsseldorf – Machbarkeitsstudie, S. 7)

Wen also wundert es, wenn seit 2011 einiges – mit bester Unterstützung der Behörden – umgesetzt wird und für den „Rest“ dann schnell ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet wird, in dessen Verlauf eben diese DFS als scheinbar neutraler Gutachter vom Ministerium befragt wird:

13 Fazit
Die angestrebte Flexibilisierung der Regeln für die Mitbenutzung der Parallelbahn würde sowohl im heutigen Umfeld wie auch in der angestrebten neuen Betriebsgenehmigung eine deutliche Hilfe bei der Reaktion auf ungeplante Nachfrageveränderungen bzw. untertägige Verspätungen darstellen. Eine Eckwerterhöhung ohne flexiblen Einsatz der Zweibahnzeiten bei gleichzeitiger Reduzierung oder zumindest nicht Steigerung der abendlichen Verspätungslandungen erscheint wenig realistisch.

(siehe Gutachten zu den Auswirkungen einer möglichen Flexibilisierung der Bahnnutzungam Flughafen Düsseldorf S. 24)

Nun wird deutlich, was beabsichtigt ist: man fordere die „Flexibilisierung“ mit dem Argument des Verspätungsabbaus (diese Verspätungen in die Nacht hinein hat man vorher selbst erzeugt und nimmt sie gern in Kauf), um dann anschließend erneut die Kapazitäten in den Randzeiten zu erhöhen, wieder neue Verspätungen zu erzeugen, wieder neue Forderungen zu stellen usw. usw.

Daher muss Minister Wüst zu aller erst und sofort die vermeidbaren Nachtflüge wirksam unterbinden! Niemand kann eine Antwort auf die Frage geben, warum nicht jeder Start nach 22 Uhr und jede Landung nach 23 Uhr eine Ausnahme-Genehmigung benötigen soll, so wie dies am viel größeren und wichtigern (Fracht) Flughafen Frankfurt zwischen 23 und 5 Uhr Standard ist. Genauso wenig gibt es eine Antwort darauf, warum nicht generell zwischen 22 und 6, am Wochende 7 Uhr RUHE herrschen soll?

Für weitere Informationen oder Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.