Medien- und Politikinfo 30.10.2025
Zweites Gutachten bestätigt: Standortkosten nicht Ursache für schwächelnden Luftverkehr
Der europäische Dachverband von Umweltverbänden ‚Transport & Environment‘ (T&E) bestätigt in einem Gutachten, dass entgegen den Behauptungen der Luftfahrtlobby nicht die Standortkosten und insbesondere die Luftverkehrsabgaben für den schwächelnden Luftverkehr in Deutschland verantwortlich sind, sondern Reisetrends und Marktstrategien. Ähnliche Ergebnisse hatte im April bereits eine Studie des ‚Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt‘ (DLR) ergeben.
Die Studie ermittelte nur einen schwachen Zusammenhang zwischen den Standortkosten und den Passagierzahlen an europäischen Flughäfen. Auch der Zusammenhang zwischen veränderten Ticketpreisen und veränderten Passagierzahlen ist sehr schwach. Vielmehr bestimmen Drehkreuze, internationale Abkommen und Marktstrategien, ob ein Flughafen wichtig ist und angeflogen wird.
T&E bestätigt auch die Analysen der Bürger gegen Fluglärm, dass insbesondere Geschäftsreisen seit Corona erheblich abgenommen haben. Diese lassen sich auch durch Preisreduzierungen nicht so einfach zurückgewinnen, weil sich viele Firmen z.B. durch Videokonferenzen in der Zwischenzeit anders aufgestellt haben.
Die Fluggesellschaften verhalten sich dagegen widersprüchlich. Ryanair z.B. wettert über die hohen Standortkosten und droht, Flugzeuge aus Deutschland abzuziehen – macht es teilweise auch. Dennoch richten sie neue Verbindungen z.B. nach Friedrichshafen ein. Auch der Flughafen Weeze mit dem Hauptkunden Ryanair legt kräftig zu. Dass von dort aus auch viele Niederländer abfliegen, übrigens genauso wie von Düsseldorf, spricht gegen die These der zu hohen Kosten in Deutschland. Ebenso wächst Wizz Air in Deutschland überproportional. Wie passt das zusammen?
Georg Regniet, Statistiker der Bürger gegen Fluglärm sagt dazu: „Wie das zusammenpasst? Ganz einfach: Die Fluggesellschaften folgen den Destinationen, auf denen die sie das meiste Geld verdienen können, und wenn die Nachfrage nicht da ist, werden die Flüge eingestellt.“ Damit hat sogar der Platzhirsch in Deutschland, die Lufthansa und seine Tochtergesellschaft Eurowings zu kämpfen. Innerdeutsche Flüge werden gestrichen und die Flugzeuge für Tourismusflüge eingesetzt. Und die boomen, trotz höherer Preise. Regniet: „Es ist also keineswegs eine Frage der Preise, sondern der Gewinnerwartungen der Fluggesellschaften, wenn diese Kostensenkungen fordern“.
Wenn dann gleichzeitig immer klarer wird, dass der Luftverkehr weit davon entfernt ist, die gesteckten Klimaziele zu erreichen, wie selbst Lufthansa-Chef Carsten Spohr einräumt, dann wäre es ein fatales Zeichen, bei der Luftverkehrssteuer nachzugeben, die lediglich ein kleiner Ersatz für fehlende Kerosinsteuer ist.
Quellen:
https://www.aerotelegraph.com/airlines/ryanair-fliegt-wieder-nach-friedrichshafen/2cgpvxz
https://rp-online.de/wirtschaft/airport-weeze-boomt-flughafen-koeln-bonn-schwaechelt_aid-133300275
https://www.aero.de/news-50898/Spohr-zweifelt-an-Klimazielen-fuer-die-Luftfahrt.html
Aktualisierung:
Nach unserer Pressemitteilung berichtete auch die Rheinische Post über das Gutachten der T&E:
https://rp-online.de/wirtschaft/inlandsfluege-schwaecheln-massiv-auch-bei-airports-in-duesseldorf-und-koeln-bonn_aid-138084137