Medien- und Politikinfo 04.08.2024
Deutschland tut zu wenig gegen Lärm
Die Apotheken-Umschau titelt: „Ruhe bitte! Deutschland tut zu wenig gegen Lärm“ und fordert für den Luftverkehr unter anderem ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr. Dies gilt um so mehr für den lautesten, dichtumsiedelten Flughafen Düsseldorf.
Den gesamten Artikel finden Sie hier: Apotheken-Umschau
Die Weltgesundheits-Organisation WHO hält einen Dauerschallpegel von 45 dB(A) nachts für gefährlich, Lärm oberhalb dieser Marke führe zu Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Erwiesen ist seit Jahren, dass Lärmbelastete mehr Medikamente brauchen und häufiger erkranken. Die Allgemeinheit zahlt dies über höhere Krankenkassenbeiträge mit. Wie hoch ist die Betroffenheit rund um den Flughafen Düsseldorf und warum sind die Behörden seit Jahrzehnten scheinbar hilflos untäti
Quelle: Flughafen Düsseldorf
Die Graphik zeigt, dass die 45 dB(A) nachts am MP1 (Lohausen), MP2 (Büderich), MP4 (Kaarst), MP8 (Lohausen-Nord), MP11 (Tiefenbroich), MP13 (Hösel), MP14 (Kettwig) und am MP18 (Lintorf), also an 8 von 13 Messpunkten überschritten werden. Die betroffenen Abertausende von Anwohnern haben z.T. in der ersten Nachtstunde mehr Fluglärm auszuhalten als in jeder Tagstunde. Und dies einzig und allein, weil die viel zu laxen Nachtflugbestimmungen den Airlines Tür und Scheunentor öffnen, bis Mitternacht ohne jedwede Information oder gar Begründung landen zu können. Selbst in Frankfurt sind die Regeln und auch die Handhabung strenger.
Der Flughafen argumentiert damit, dass anderswo die Regeln noch laxer seien, man also Wettbewerbsnachteile habe und befürchten müsse, dass bei einer Verschärfung der Nachtflugregeln Passagiere und Luftverkehrsgesellschaften abwandern könnten. Was daran wahr ist, das kann man jeden Tag in der Abflughalle hören, wo sich unzählige Niederländer tummeln, offenbar weil es günstiger ist, ab Düsseldorf zu fliegen als einen Flughafen in Holland zu nutzen. Dort aber werden die Lärmbetroffenen z.B. in Amsterdam-Schiphol besser geschützt als hierzulande, wo man die Umweltstandards nicht am besten Airport orientiert sondern lieber an denen mit den laxesten Regeln. Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer (B90/Grüne) ist im Wort, er muss nach nunmehr 2 Jahren Amtszeit liefern und die Hinhaltetaktik des Flughafens unterbinden.
Zitate aus der Apothekenzeitung:
Um Anwohnerinnen und Anwohner von Flughäfen zu entlasten, braucht es ein allgemeines Nachtflugverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr, der gesetzlich definierten Nacht. Bisher gelten an jedem Flughafen andere Regeln. Denn besonders in der Nacht ist Lärm gefährlich: Laut dem Kardiologen Münzel führt schon eine einzelne laute Nacht zu Störungen an den arteriellen Gefäßen. Zu kurzer und häufig unterbrochener Schlaf ist für den Körper Stress pur.
Expertinnen und Experten wie Münzel plädieren außerdem dafür, die WHO-Grenzwerte in die EU-Gesetzgebung zu übernehmen, wie es bei den Stickstoffdioxid-Werten bereits der Fall ist. Das ist hilfreich, denn werden dann die Dezibel-Grenzwerte überschritten, muss die Politik Maßnahmen ergreifen – zum Beispiel den Flug- oder Straßenverkehr in der betroffenen Gegend beschränken.
Quelle: Apotheken-Umschau
Der Flughafen macht sich zum Sprecher der Airlines, die – wenn man sie ließe – auch rund um die Uhr fliegen würden. Die Nachfrage sei groß, natürlich wollen die Airlines am liebsten 20 Starts um Punkt 6 Uhr (das gibt der knappe Luftraum aber nicht her, die DFS musste jetzt zugeben, dass Starts über Hösel abkürzen, weil sonst vorgeschriebene Abstände nicht eingehalten werden können), und gern auch nach Mitternacht landen, weil so mehr Geld zu verdienen ist. Aber welche Passagiere stehen gern um 2 Uhr nachts auf, um dann um 10 oder 11 Uhr vor noch nicht bezugsfertigen Hotelzimmern zu stehen? Und wer wartet schon gern nach Mitternacht halbe Ewigkeiten am Kofferband, wenn er am nächsten Tag arbeiten muss? Es ist allerhöchste Zeit, endlich für Flughäfen eine verbindliche Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr vorzuschreiben. Warum sollten auch die Beteiligten nicht wie jedes anderen Unternehmen auch in 16 Stunden genug Geld verdienen können? Ex-Condor-Chef Ralf Teckentrup rechnet vor:
Handhabe, die allsommerlichen Wildwest-Spiele am Flughafen Düsseldorf zu unterbinden, hat der Minister zuhauf. Er muss sie nur nutzen und seine traditionell sehr flughafen-freundliche Fachabteilung an die Kette legen. Aussitzen wird er das Problem nicht können, die BÜRGER GEGEN FLUGLÄRM werden dies nicht zulassen.