Medien- und Politik-Info 23.01.2024

Angaben über Flughafen-Verspätungen irreführend

Die Gesundheitsgefährdung der Anwohner des Flughafens Düsseldorf wird immer größer, aber weder beim Jahresempfang des Flughafens noch in seinen Publikationen wird darauf ernsthaft eingegangen. Statt dessen wird das Problem bagatellisiert, wie der Auszug der Flughafen-Homepage beweist:

Quelle: https://www.dus.com/de-de/konzern/nachbarn/transparenz/flugbetrieb/betriebszeiten#Nachtflug

Was für einen Sinn macht es, die verspäteten Starts nach 22 Uhr und die Landungen nach 23 Uhr an allen Flugbewegungen des Monats zu messen? Zum einen gehören Starts mit Starts und Landungen mit Landungen verglichen, also sind alle %-Zahlen per se zu verdoppeln.

Was für einen Sinn macht es, Landungen nach 23 Uhr prozentual an allen Landungen des gesamten Tages zu messen? Der einzig richtige Vergleichsmaßstab sind die für 22-23 Uhr geplanten Landungen. Wieviel Prozent haben sich davon (!) auf nach 23 Uhr verspätet? Die angegebenen Prozentzahlen sind also nach ihrer Verdopplung noch einmal zu vervielfachen, weil nur die geplanten Abend- und Nachtlandungen überhaupt für die verspäteten Nachtlandungen in Frage kommen. So erhält man realistische Verspätungsquoten, die um die 20% schwanken und in den Sommermonaten weit höhere Werte ergeben. Die Auswertung der Bürger gegen Fluglärm, automatisch ausgelesen aus den Passagier-Infos des Flughafens, ergibt das folgende Bild:

Quelle: Auswertung Bürger gegen Fluglärm auf der Grundlage der veröffentlichten Flüge auf der Flughafenhomepage https://www.dus.com/de-de/fliegen

Klammert man die 2 Corona-Jahre 2020 und 2021 aus, so sind im Durchschnitt der letzten 17 Jahre mehr als ein Fünftel aller geplanten Landungen 22-23 Uhr verspätet nach 23 Uhr gelandet. Doch diese Zeit ist keine reguläre Betriebszeit mehr, sondern darf bis 24 Uhr lediglich dafür genutzt werden, dass „ausnahmsweise verspätete“ Landungen noch durchgeführt werden können. Eine Ausnahme? Nein, sicherlich nicht, vor allem wenn man die Steigerung des Durchschnittes der Jahre 2005-2013 (20,5%) auf jetzt 24,7% (2014-2023) betrachtet. Durchaus interessant ist aber, dass die Zahl der geplanten Landungen 22-23 Uhr deutlich abgenommen hat. Erlaubt sind 33 geplante Landungen, genutzt werden aber nur die vor 2005 erlaubten 25 Landungen. Dies beweist, dass auch nach Auskunft des Flughafenkoordinators nicht mehr Bedarf vorhanden ist, also Verkehrsminister Oliver Krischer (B90/Grüne) die Abwägungsfehler seiner Vorgänger korrigieren könnte und auch muss.

„Wir können bestätigen, dass im Rahmen des Wiederanlaufens des Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie für Juli 2023 im Durchschnitt bereits wieder ca. 26 Landungen in der Stunde 2200-2300 Uhr beantragt und koordiniert waren. Die Spitzenauslastung betrug im Juli 2023 29 koordinierte Landungen. Die Daten für die übrigen Monate des Sommerflugplanes haben wir für Sie in folgender Tabelle aufbereitet:“, so die Antwort des Flughafenkoordinators auf eine entsprechende Anfrage der Bürger gegen Fluglärm.


Quelle: Auskunft der Flughafenkoordinators Deutschland (www.fhkd.org)

Die Amtsvorgänger von Verkehrsminister Krischer hatten 33 planbare Landungen 22-23 Uhr genehmigt. Dies aber ist laut Deutscher Flugsicherung (DFS) die maximale stündliche Landekapazität der Hauptlandebahn. Verspätet sich also nur ein einziger Flug aus der Vorstunde, so kommen neben den nicht vom Flughafen Düsseldorf zu verantwortenden Verspätungsgründen diese ausschließlich genehmigungsbedingten Verzögerungen hinzu. Dabei setzt die Maximalkapazität voraus, dass alle anfliegenden Jets wie an einer Perlenschnur aufgereiht im gleichen 109-Sekunden-Abstand zur Verfügung stehen. Sobald es in der 2. Halben Stunde vor 23 Uhr „knubbelt“ werden weitere Verspätungen erzeugt, an denen einzig und allein das Verkehrsministerium die Schuld trägt. Hier hilft nur eine sofortige Reduzierung der planbaren Landungen auf 25.

Ein Vergleich mit den Wintermonaten zeigt, dass die Quote von fast 25% in den Sommermonaten (in einzelnen Monaten wie z.B. dem Juli 2023 waren es über 30%!) im Winter bei weitem nicht erreicht wird:

Quelle: Auswertung Bürger gegen Fluglärm auf der Grundlage der veröffentlichten Flüge auf der Flughafenhomepage https://www.dus.com/de-de/fliegen

Der Grund für deutlich niedrigere Verspätungsquoten ist leicht ableitbar: im Winter finden insgesamt nicht so viele Flugbewegungen statt (so z.B. nur 15 geplante Landungen 22-23 Uhr in den Jahren 2022 und 2023, davon kaum einer verspätet), obwohl das Wetter in den Wintermonaten deutlich schlechter ist als über einen ganzen Sommer betrachtet.

Im Sommer planen die Airlines deutlich mehr Flüge, die einzelnen Planungen sind straffer, beinhalten kaum Puffer. Hinzu kommt aber eine ganz wichtige Besonderheit am Flughafen DUS:

Dort dürfen alle Airlines bis 23.30 Uhr, und die mit sogenanntem Homebase-Carrier-Status sogar bis Mitternacht landen, ohne überhaupt irgendjemanden informieren zu müssen, geschweige denn – wie am Flughafen Frankfurt – einen Antrag bei der Luftaufsicht stellen zu müssen. Warum gelten am weit größeren, weit wichtigeren und noch dazu mit reinem Frachtverkehr ausgelasteten Flughafen Frankfurt strengere Regeln als am Flughafen Düsseldorf? Warum werden Hunderttausende von Anwohnern in Düsseldorf, die obendrein sowohl tags als auch nachts mehr Fluglärm zu ertragen haben als die Anwohner in Frankfurt, schlechter behandelt als die Anwohner in Frankfurt?

Und was sagen die Mitarbeiter des Verkehrsministeriums ihrem Minister: „da kann man nichts machen, das ist alles rechtsgültig“. Dazu Christoph Lange, Vorsitzender der Bürger gegen Fluglärm: „Noch, ich betone noch, glaube ich daran, dass der Minister willens und in der Lage ist, die Benachteiligung der hiesigen Anwohner aufzuheben. Es gibt keinen Bedarf, weder für mehr Flüge noch für die jetzt erlaubte Zahl der planbaren Nachtflüge, und die „Ausnahmen“ müssen endlich auch Ausnahmen werden. Niemand vermag zu erklären, warum die verspäteten Flüge nicht um eine Ausnahmegenehmigung nachsuchen müssen? Wenn es gute Gründe gibt, kann sie erteilt werden, wenn nicht, hat die Ablehnung hohe erzieherische Wirkung auf die Airline, die heute noch mit Passagieren, Mitarbeitern und Anwohnern spielt, um ein paar Euro mehr einzunehmen.“ Und was sagt der Flughafen: „der Mehraufwand für die Airline ist zu groß“. „Dies ist“, so Lange, „mit Verlaub, genau so ein schlechter Witz wie die o.g. irreführenden Prozentzahlen. Aber es soll ja Leute geben, die sich davon einseifen lassen. Ab 22 Uhr muss endlich Ruhe einkehren, auch für kleine Kinder in Essen, Ratingen, Meerbusch und Kaarst, die oft genug nicht vor Mitternacht einschlafen können, um am nächsten Morgen um 6 Uhr geweckt zu werden.“