zum Tag gegen Lärm am 24. April 2024

Bürger gegen Fluglärm machen auf Gesellschaftsproblem Lärm aufmerksam

Jedes Jahr am letzten Mittwoch im April wird der Internationale Tag gegen Lärm begangen, in diesem Jahr am 24. April. Er steht unter dem Motto „Ruhe gewinnt, die Zukunft beginnt“. Dieser Tag wird von der Deutschen Gesellschaft für Akustik e.V. organisiert und soll auf die gesellschaftliche und gesundheitliche Problematik des Lärms aufmerksam machen und das Bewusstsein für das Thema Lärm stärken.

Eine wesentliche Lärmquelle ist der Verkehr, wobei der Luftverkehr eine große Rolle spielt. Laut einer UBA-Studie fühlen sich 43% der deutschen Bevölkerung vom Luftverkehrslärm gestört oder belästigt, nach dem Straßenverkehr (76%) der zweithöchste Wert eines Verkehrsträgers. In vielen Studien wird der Luftverkehrslärm aber unterschätzt, denn häufig wird nur der sog. Lärm-Mittelungspegel verwendet. Der Luftverkehr erzeugt aber keinen mehr oder minder regelmäßigen Lärmteppich, sondern eklatante Lärmspitzen mit kleinen Ruhepausen. Der Störfaktor ist damit wesentlich höher.

In diesem Artikel soll es aber weniger um Statistik gehen sondern darum, was Lärm ist und wie er wirkt.

Das Ohr schläft nie!

Geräusche gehören zu jeder Umgebung. Sie wahrzunehmen ist für den Menschen existenziell wichtig. Damit orientieren wir uns, damit verständigen wir uns. Wir erzeugen auch ständig selbst Geräusche – gewollt und ungewollt.

Als Lärm oder auch Krach werden Geräusche bezeichnet, die durch ihre Struktur (meist Lautstärke) auf die Umwelt (insbesondere Menschen) störend (Störschall), belastend oder gesundheitsschädigend wirken.
(aus Wikipedia: Lärm).

Das Wort „Lärm“ kommt von „Alarm“ (das seinerseits auf ital. all’arme „zu den Waffen“ bedeutet (DWDS)). Lärm setzt uns sozusagen in Alarmbereitschaft. Der Körper stellt sich unbewusst darauf ein, dass das Geräusch gefährlich sein könnte. Daher ist Lärm mit Stress verbunden, der – wenn wir nicht entsprechende Erholungsphasen bekommen – krank machen kann.

Störend sind Geräusche insbesondere, wenn sie für uns eigentlich keine Bedeutung haben, aber vom Gehirn nicht ausgefiltert werden, weil sie potenziell bedeutsam sein könnten. Ob ein Geräusch als störend empfunden wird, ist subjektiv. Manches Geräusch wird auch positiv empfunden (z.B. Musik, jedenfalls wenn sie gefällt). Insofern – dessen sind wir uns bewusst – wird Fluglärm nicht jeden Menschen in gleicher Weise stören.

Aber: Entgegen landläufiger Meinung gilt: „An Lärm kann man sich nicht gewöhnen“. Lärm lenkt uns ab und schwächt die Konzentration, selbst wenn wir es nicht merken. Nachts schrecken wir auf. Während die Augen nachts geschlossen sind und auch der Geruchssinn sich nachts abschaltet, bleibt das Ohr die gesamte Nacht empfangsbereit. Sonst könnte uns ein Wecker morgens ja nicht wecken. Aber selbst, wenn wir von einem Geräusch nicht bewusst wach werden, verändert sich das Schlafverhalten (z.B. durch Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz) und verkürzt die Tiefschlafphasen. Das reduziert die Erholungswirkung des Schlafes und hat auf Dauer erhebliche gesundheitliche Auswirkungen.

Bereits länger bekannt ist, dass Lärm zu Herzkreislauf-Erkrankungen führen kann. Aber auch das Risiko für Depressionen und Angststörungen wird durch Lärm erhöht. Es handelt sich also nicht nur um eine Belästigung, sondern insbesondere bei länger anhaltendem Lärm um eine echte Gesundheitsgefahr.

Andererseits: Wir leiden nicht nur unter Lärm, wir sind selbst Lärmverursacher, zum Beispiel als Nutzer eines Kraftfahrzeuges oder wenn wir uns in ein Flugzeug setzen. Aber auch einfach als Konsument, denn die von uns gekauften Waren werden mindestens teilweise von Lkws transportiert. Wirtschaftswachstum und Globalisierung – die Entfernungen werden immer größer und Zulieferungen immer kleinteiliger – führen zu immer mehr Verkehr und damit zu mehr Lärm. Auch die Bahn hat sich lange Zeit nicht um den Lärm ihrer Schienen-Fahrzeuge gekümmert.

Inzwischen werden moderne Eisenbahnwagons ebenso wie Lkw und Pkw so gebaut, dass sie weniger Lärm produzieren, oder es gibt sogar Verkehrsbeschränkungen – das nennt man „aktiven“ Lärmschutz. Zudem werden an vielbefahrenen Straßen und Eisenbahnlinien Lärmschutzwände oder sogar komplette sogenannte Einhausungen (Tunnel) gebaut („passiver“ Lärmschutz). Häufig ist auch die vom Lärm abgewandte Gebäudeseite geschützt, so dass man z.B. die Schlafzimmer dorthin ausrichten kann.

Beim Fluglärm bemühen sich die Hersteller zwar auch um leisere Triebwerke, aber insbesondere bei Landungen spielen die Triebwerke gar nicht mehr die entscheidende Rolle. Die Flugzeuge müssen bremsen und Höhe abbauen, das machen sie z.B. durch Landeklappen und ausgefahrene Fahrwerke. Das erzeugt Verwirbelungen und bremst – erzeugt aber auch Lärm, was sich physikalisch gar nicht vermeiden lässt. Zudem funktionieren passive Maßnahmen wie Lärmschutzwände oder Einhausungen nicht, weil der Lärm von oben kommt. Das stresst den menschlichen Körper übrigens noch mehr, weil es für ihn schwerer ist, den Lärm zu orten. Und er tritt zum Teil plötzlich auf oder ist bei einem Überflug zumindest sehr unterschiedlich laut, während eine Straße ein relativ gleichmäßiges Rauschen bedeutet. Daher ist bei Fluglärm in den betroffenen Gebieten an Schlaf kaum zu denken, jedenfalls solange man nicht hinter lärmschutzgedämmten, geschlossenen Fenstern schlafen kann oder will.

Am Flughafen Düsseldorf endet der reguläre Flugbetrieb um 23 Uhr, verspätete Flugzeuge dürfen aber bis 24 Uhr und ab 5 Uhr wieder landen, bevor um 6 Uhr der reguläre Betrieb wieder beginnt. Es bleibt also eine echte Nachtruhe von teilweise nur 5 Stunden. Für Anwohner unter dem Landeanflug liegt durch die Menge der Landungen um diese Zeit die lauteste Stunde derzeit zwischen 22 und 23 Uhr, also in der Nachtzeit. Wie sollen insbesondere Kinder da genügend Schlaf bekommen? Eigentlich ein Skandal, den aber niemanden interessiert. Nicht umsonst fordert die Bürgerinitiative „Bürger gegen Fluglärm“ eine Nachtruhe ab 22 Uhr. Die Bürgerinitiative ist nicht grundsätzlich gegen das Fliegen, jedoch sollten die Nutzer auch Verständnis für die Fluglärmbetroffenen haben.

Ein Biergarten ist eine schöne Einrichtung, man trifft sich mit Freunden, redet, lacht. Jedoch möchten Anwohner nicht täglich mitfeiern. Daher werden Wirte von Biergärten in Wohngebieten dazu verpflichtet, ab 22 Uhr für Ruhe zu sorgen. Warum gilt das nicht für einen Flughafen?

Weitere Infos zum „Tag gegen Lärm“ finden Sie hier: https://www.tag-gegen-laerm.de

Quellen:
UBA-Studie: https://www.umweltbundesamt.de/themen/laerm/verkehrslaerm#belastigung-durch-verkehrslarm
Lärmgewöhnung; https://www.stern.de/gesundheit/stress-durch-laute-geraeusche–an-laerm-kann-man-sich-nicht-gewoehnen–3695992.html
Herzkreislauf-Erkrankungen: z.B. https://herzmedizin.de/fuer-patienten-und-interessierte/vorsorge/risikofaktoren/so-wirken-laerm-und-luftverschmutzung-aufs-herz.html
Depressionen und Angststörungen z.B. https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/verkehrslaerm-kann-risiko-fuer-depressionen