Medien- und Politikinfo 07.12.2023

Enteisungen am Flughafen Düsseldorf führen zu Verspätungen und Gefahren für die Umwelt

Eigentlich dürfen nach 22 Uhr am Flughafen Düsseldorf keine Düsenflugzeuge mehr starten. Das sagt der sogenannte „Angerlandvergleich“. Aber es ist inzwischen Winter geworden und – wie das im Winter so ist – es ist kalt. Das führt dazu, dass startende Maschinen am Flughafen Düsseldorf enteist werden müssen. Wenn sie bis 21:50 Uhr von ihrer Parkposition abgerollt sind (vor der Enteisung), dürfen sie nach aktueller Praxis der Nachtflugbestimmungen – ohne jemanden fragen zu müssen – aber trotzdem starten, egal wie spät es wird. Das geschieht zurzeit reihenweise.

Extrem war die Situation am Sonntag: mindestens 5 Starts fanden nach 22 Uhr statt, angeblich waren hatten mindestens 4 davon ihre Parkposition sogar weit vor 21:50 Uhr verlassen (sog. „off-block“), sie benötigten aufgrund der Enteisung zum Teil über eine Stunde, bis sie endlich starten konnten.

EK 058 nach Dubai, off-block 20:58 Uhr, gestartet: 22:05 Uhr
BA 933 nach London-Heathrow, off-block 21:09 Uhr, gestartet: 22:08 Uhr
JU 325 nach Belgrad, off-block 21:13 Uhr, gestartet: 22:10 Uhr
EI 699 nach Dublin, off-block 21:16 Uhr, gestartet: 22:22 Uhr
Hinzu kommt noch der Flug OS 156 nach Wien, off-block-Zeit nicht bekannt, gestartet 22:23 Uhr.

Aus Sicht der Bürger gegen Fluglärm ist das ein Missbrauch der Nachtflugbestimmungen und ein eklatanter Verstoß gegen den Angerlandvergleich, der zwischen dem Flughafen, dem Land Nordrhein-Westfalen und den umliegenden Gemeinden geschlossen wurde, damit die zweite Landebahn überhaupt gebaut werden durfte. Darin ist klar geregelt, dass „das Nachtstartverbot für Düsenflugzeuge (22 Uhr bis 6 Uhr) bestehen bleiben wird“. Von einer „off-block“-Regelung ist dort nicht die Rede, lediglich von der Möglichkeit der „Einzelgenehmigung“, die in solchen Fällen aber nicht gefordert wird. Christoph Lange, 1. Vorsitzender der Bürger gegen Fluglärm: „Dies ist, genauso wie die laxen Verspätungsregelungen bis 24 Uhr bei den Landungen ein unhaltbarer Zustand. Wir fordern den zuständigen Verkehrsminister Oliver Krischer erneut auf, die Nachtflugbestimmungen auch in diesem Punkt zu ändern.“

Hinzu kommt, dass es am Flughafen Düsseldorf lediglich 4 Enteisungsstationen gibt. Ob sie alle in Betrieb waren, ist nicht bekannt. Aber selbst wenn, dann kann gerade bei schlechten Witterungsbedingungen mit ohnehin vielen Verspätungen schnell ein Stau vor den Stationen entstehen. Es gibt keinerlei Kontrolle darüber, wann die Maschinen dann tatsächlich starten. Wenn man davon ausgeht, dass eine Enteisung rd. 15 min dauert, dürften bei 4 Stationen – vorausgesetzt sie sind alle besetzt – lediglich 16 Starts pro Stunde geplant werden. Oft sind es jedoch mehr, insbesondere morgens. Dadurch entstehen schnell erhebliche Verzögerungen, die sich – weil die Umlaufplanungen häufig sehr eng sind – im Laufe des Tages kaum wieder aufholen lassen und abends zu Verspätungen führen.

Das Thema Enteisungen scheint am Flughafen Düsseldorf ohnehin zu wenig Beachtung zu finden. Das Enteisungsmittel enthält Glykol und giftige Zusatzstoffe und wird in Düsseldorf (anders als z.B. in München, wo das Mittel aufgefangen wird) einfach in die Kanalisation abgeleitet, obwohl es sich bei dem Flughafengelände größtenteils um ein Wasserschutzgebiet handelt.

Foto: privat

Weitere Verweise:

Angerlandvergleich
Nachtflugbestimmungen
Grundwasserverunreinigung am Flughafen