Medien- und Politik-Info 01.09.2023

Flughafen Düsseldorf verdient kräftig an Nachtverspätungen

Auch wenn der Flugverkehr am Flughafen Düsseldorf das Vor-Corona-Niveau von 2019 noch nicht erreicht hat, sind die Verspätungen nach 23 Uhr bereits wieder nahezu genauso hoch. Wenn man sich dann anschaut, dass die Lärmzuschläge für Nachtlandungen seit dem 1.1.2022 erheblich angehoben wurden – aus Sicht der Bürger gegen Fluglärm eine lang geforderte Maßnahme – dann wird deutlich, dass der Flughafen an den Verspätungen gut verdient.

In den Sommermonaten Juni bis August diesen Jahres wurden durchschnittlich pro Tag 464 Linien- und Charterflüge abgewickelt. Das sind 26% weniger als im gleichen Zeitraum 2019 vor Corona. Die nächtlichen Verspätungen waren in diesem Sommer jedoch mit durchschnittlich 7,0 Landungen nach 23 Uhr nahezu gleich hoch wie drei Jahre zuvor (7,1 Landungen, -3%). Auch wenn der Flughafen den Rückgang gegenüber dem letzten Jahr feiert (dort waren es 8,7 Landungen nach 23 Uhr) – wir erinnern uns: Chaos-Sommer und Abfertigungs-Chaos – so sind die Nachtflüge selbst noch längst nicht im Griff.

Die Nachtflüge nach 22 Uhr insgesamt haben noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht, aber es ist eine deutliche Verschiebung in die Nacht zu erkennen: Der Wert der Sommermonate 2023 liegt nur 12% unter dem entsprechenden Wert von 2019 (gegenüber 26% insgesamt). Die Zahlen belegen auch: Es werden wesentlich mehr Nachtflüge durchgeführt als eigentlich geplant, weil viele Flüge, die eigentlich vor 22 Uhr landen sollten, verspätet sind und nach 22 Uhr landen: Geplant waren im Sommer durchschnittlich 25,8 Landungen nach 22 Uhr, realisiert aber 35,7 (Quelle: Eigene Auswertungen auf der Grundlage der vom Flughafen veröffentlichten Starts und Landungen auf https://dus.com/de-de/fliegen).

Ein Blick in die Entgeltordnung des Flughafens Düsseldorf (https://www.dus.com/de-de/businesspartner/aviation/entgelte-und-regularien), die in ähnlicher Form ab 1.1.2022 gilt, zeigt, dass der Flughafen durch die verspäteten Flüge erheblich höhere Lärmentgelte einnimmt. Zu  dem Grundentgelt von 176,84 € für große Jets kommen zeitabhängige Lärmzuschläge hinzu:

Die Flugesellschaften müssen also für eine Landung eines A320 (oder einer B737-800) in Lärmklasse4) bei einer Landung nach 23 Uhr in der 1. Viertelstunde 329 €, in der 2. Viertelstunde 470 €, in der 3. Viertelstunde 705 € und von 23.45-24.00 Uhr sogar 940 € mehr bezahlen als bei der regulären Landung vor 23 Uhr mit 188 € (die Differenzen lassen sich aus der Tabelle leicht errechnen). Ähnliches gilt für Flüge, die vor 22 Uhr geplant waren (z.B. A320 47 €), aber verspätete nach 22 Uhr landen (188 €, also 141 € mehr).

Die Bürger gegen Fluglärm begrüßen ausdrücklich, dass es viertelstundenweise immer teurer wird, genauso wie die Verdopplung des hinzukommenden Zuschlags nach 24 Uhr auf dann in Summe 2068 €, also immerhin 1880 € teurer als korrekt vor 23 Uhr.

Aber offenbar reichen die Anreize nicht aus, um die Airlines zu größerer Pünktlichkeit anzuhalten. Dies mag daran liegen, dass die Steigerungen der Lärmzuschläge von einigen Hundert Euro geteilt durch die Anzahl der Passagiere eben nur kleine Beträge von wenigen Euro pro Passagier ergibt. Die Airlines bräuchten größere Sparanreize, um mehr Puffer in die Flugpläne einzubauen und pünktlicher landen zu können.

Der eigentliche Skandal aber ist, dass der Flughafen selbst umso mehr einnimmt, je später die Flieger landen. Dieses Geld landet nicht etwa im Lärmschutztopf, sondern steigert die Gewinne der Flughafengesellschaft. Die Anwohner hingegen leiden unter immer mehr Nachtflügen, immer mehr gesundheitsgefährdendem Lärm, und in Lohausen und Kalkum wartet man seit Jahren auf eine neue, größere und verschliessbare Lärmschutzhalle für die nächtlichen Triebwerkstests.

Die Mehreinnahmen lassen sich von außen nicht exakt bestimmen, weil nicht für jedes Flugzeug die exakte Lärmklasse bekannt ist (z.B. beim Airbus A320 abhängig davon, ob ein sog. Vortex-Generator angebracht ist oder nicht). Anhand der geplanten und der exakten tatsächlichen Landezeit jedes einzelnen Flugzeugs lässt sich aber abschätzen, dass in den Sommermonaten (Juni bis August) eine knappe halbe Mio. € zusätzliche Einnahmen generiert wurden. In den ersten Monaten waren die Verspätungen nicht so stark, und sie lassen – hoffentlich – im Herbst ebenfalls wieder nach, aber es könnten für das Jahr 2023 insgesamt durchaus 1 Mio. € Mehreinnahmen durch die Verspätungen entstehen.

Die BgF unterstellen dem Flughafen nicht, dass er die Verspätungen forciert. Dies kann er auch gar nicht, weil ja die Airlines zahlen müssen und normalerweise versuchen müssten, pünktlich zu sein. Aber es ist schon ein Skandal, dass der Hauptprofiteur Flughafen dieses Geld nicht einmal in den Lärmschutz stecken muss. Und die Analyse bestätigt erneut, dass Verkehrsminister Oliver Krischer am Zug ist, die Wahlversprechen seiner Partei endlich einzulösen.