Medien- und Politik-Info 19.07.2023

Ein Faktencheck, der mehr verschleiert als aufklärt

Im Rahmen der Kommunikation um das Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung der Flughafenkapazität hat der Flughafen Düsseldorf einen „Faktencheck“ veröffentlicht, der – auch wenn er keine falschen Zahlen enthält – dennoch nicht die Wahrheit sagt. Es werden nicht ins Bild passende Fakten weggelassen und und/oder falsch interpretiert. Die Bürger gegen Fluglärm haben die Aussagen einmal genau unter die Lupe genommen und stellen sie in ein anderes Licht:

So behauptet der Flughafen zum Beispiel, dass die „Nachtflugregeln zu den restriktivsten in Deutschland und Europa“ zählen. Das ist natürlich Unsinn, denn Vergleiche mit dem dreimal größeren Flughafen Frankfurt müssen in ein entsprechendes Verhältnis gesetzt werden. Außerdem gibt es in Düsseldorf keine Beschränkung der Anzahl der Verspätungen, in Frankfurt aber sehr wohl. Frankfurt war vor einigen Jahren nachtoffen und hat jetzt ein striktes Verbot von 23 bis 5 Uhr. Jede Ausnahme muss einzeln genehmigt werden, was in Düsseldorf erst ab 24 Uhr gilt. Weiterhin muss berücksichtigt werden, dass der Flughafen Düsseldorf ein einem dicht besiedelten städtischen Umfeld liegt, ähnlich wie z.B. in Hamburg. Dort sind die Restriktionen aber sehr viel restriktiver. Den Vergleich mit Hamburg verschweigt der Flughafen geflissentlich.

Weil sich der Flughafen bereit erklärt hat, den Gesamteckwert der Flugbewegungen für die 6 verkehrsreichsten Monate (131.000) beizubehalten, behauptet er, dass mit dem Antrag nicht mehr Flüge abgewickelt werden. Auch das ist Unsinn, denn der Flughafen will ja ausdrücklich insbesondere in den frühen Morgen- und späten Abendstunden mehr Flüge durchführen.

Ebenso ist die Behauptung, dass es durch die Erweiterung der Stundeneckwerte auf bis zu 60 Flüge pro Stunde nicht mehr Verspätungen geben würde, schon mathematisch falsch. 20% bis 30% der geplanten Flüge zwischen 21 und 22 Uhr verspäten sich aktuell in die Nacht nach 22 Uhr. Selbst wenn sich der Anteil nicht verändern sollte (rechnen wir mal mit 30%), sind 30% von 60 Flügen (=18) eben doch mehr als 30% von aktuell erlaubten 45 Flügen (=13,5). Und dass sich der Anteil nicht verändern wird, halten die Bürger gegen Fluglärm für äußerst unwahrscheinlich, denn 60 Flugbewegungen können nur bei absoluten Idealbedingungen überhaupt abgewickelt werden – wenn überhaupt. Zusätzliche Verspätungen sind vorprogrammiert.

Genau wegen der Überschreitung der praktischen Kapazität bei 60 Flügen pro Stunde braucht der Flughafen die „Flexibilisierung“ der Bahnnutzung dringend. Zwangsläufig entstehende Verspätungen in nachfolgenden Einbahnstunden würden sonst zu Chaos führen.

Dass die „Flexibilisierung“ konform mit dem Angerlandvergleich sein soll, wie der Flughafen behauptet, darüber mag man streiten. Wenn jedoch, wie geplant, die 50% der Stunden, in denen der Flughafen beide Bahnen nutzen will, über eine gesamte Saison hinweg beliebig verschoben werden können, so entspricht das sicher nicht mehr dem Angerlandvergleich. Dort ist festgelegt, dass die Nutzung der Ersatzbahn nur für den „Spitzenverkehr“ vorgesehen ist (außer bei Schließung der Hauptbahn). Mehr als 50% der Betriebsstunden, die sich dann in einigen Wochen und Monaten zwangsläufig ergeben, sind jedoch ganz klar nicht „Spitzenverkehr“.

Eine ausführliche Gegenüberstellung aller Aussagen des Faktenchecks befindet sich hier:

Faktencheck-Entkräftung

Den Original-„Faktencheck“ des Flughafens findet sich hier:
https://www.dus.com/de-de/konzern/unternehmen/infrastruktur/planfeststellungsverfahren
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