13.06.2019

Bürger gegen Fluglärm zum Politikbrief des Flughafens DUS zu Verspätungen im Luftverkehr

Erneut hat sich der Flughafen DUS im Juni 2019 an die Landtagsabgeordneten gewandt:

Sehr geehrter Herr Abgeordneter*,

der Sommer 2018 im Luftverkehr war geprägt von Verspätungen und Flugausfällen. Dies führte auch am Flughafen Düsseldorf zu etlichen Störungen des Gesamtprozesses. Zahlreiche Faktoren führten dazu, dass der Luftverkehr nicht so zuverlässig agieren konnte und den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden konnte. Um solche Szenarien in der Zukunft verhindern zu können, hat die gesamte Branche seither massive Anstrengungen unternommen und zahlreiche Maßnahmen initiiert, die zu einer deutlichen Verbesserung der Verspätungssituation führen.

Bereits im März 2019 in der Sachverständigenanhörung des Verkehrsausschusses des Landtags Nordrhein-Westfalens zum Thema „Nächtliche Spätlandungen am Flughafen Düsseldorf wirksam reduzieren“ hat der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Düsseldorf GmbH Thomas Schnalke zugesichert, dass sich die Landungen nach 23:00 Uhr drastisch verringern werden. In den bisherigen Monaten des Jahres 2019 ist die Anzahl der Landungen nach 23:00 Uhr um nahezu 50% gesunken und das bei einem gleichzeitigen Anstieg der Flugbewegungen insgesamt. Aber nicht nur im Vergleich zum Vorjahr haben wurde Performance deutlich verbessert, auch im Vergleich zu 2017 konnte der Airport Düsseldorf erfreuliche Rückgänge der verspäteten Landungen verzeichnen.
Trotz aller bisher erfolgreich eingeleiteten Maßnahmen, wird es noch einige Zeit brauchen, um den Luftverkehr stabiler und zuverlässiger zu gestalten. Eine Vielzahl von Faktoren lassen sich nicht binnen weniger Monate beheben.
Im Anhang finden Sie unserer neuestes DUSkompakt zum Thema: „Verspätungen im Luftverkehr. Und was dagegen getan wird“. Für Rückfragen steht Ihnen das Team Political Affairs jederzeit unter Tel.: 0211-42120638 oder per E-Mail: politik@dus.com zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Fabian Zachel
Leiter Political Affairs
Flughafen Düsseldorf GmbH

*) Es handelt sich um eine personalisierte eMail, und in dem konkreten Fall handelt es sich um einen männlichen Abgeordneten.

Der „Politikbrief“ kann leider nicht auf der DUS-homepage heruntergeladen werden, daher ist er hier hinterlegt:

DUSkompakt Verspätungen im Luftverkehr

Die Bürger gegen Fluglärm kommentieren diese „Informationen“ wie folgt:

  1. Grundsätzlich ist es begrüßenswert, wenn Verspätungen v.a. in die Nacht hinein reduziert werden. Zurückzuführen ist dies hier fast ausschließlich auf die Maßnahmen von Eurowings, größere Puffer und Reservemaschinen einzuplanen. Leider sind andere Airlines, in erster Linie TUIfly und Lauda/Ryanair in die Lücken gesprungen und führen jetzt die Verspätungs-Rankings an. Da Eurowings in 2018 für rd. 60% aller Nachtverspätungen verantwortlich war, erwarten die Betroffenen und auch die Fluglärmkommission, dass sich die Nachtverspätungen mindestens (!) halbieren. Dies ist bisher nicht zu sehen, so dass die Gefahr besteht, dass Eurowings für die sinnvollen Maßnahmen letztlich bestraft wird, weil ihre Konkurrenten die bestehenden Lücken in den Nachtflugbestimmungen ausnutzen.
  2. Nach wie vor nicht hinnehmbar ist die Umdeutung des juristisch eindeutig definierten Begriffs der „Nachtzeiten“. Die Nacht reicht von 22 bis 6 Uhr, also können die Stunden von 22 bis 24 Uhr nicht, wie erneut versucht wird zu suggerieren, „Tagesrandzeiten“ sein. Diese sind ebenfalls klar definiert, und zwar von 20 bis 22 Uhr und von 6 bis 8 Uhr. In diesen Stunden, zuzüglich der NACHTstunde 22-23 Uhr, liegen (leider) die Spitzen des Abflug- bzw. Landeverkehrs am stadtnahen Flughafen DUS, in großer Mehrheit KEINE Business-Destinationen, sondern Urlaubsziele, weil gerade die Billigflieger die letzten Umlaufminuten herausquetschen wollen, um mit noch günstigeren Tickets noch mehr Nachfrage anzuheizen. Die Versuche der Luftverkehrslobby, eine „Kernnacht“ von 0 – 5 Uhr zu definieren können angesichts der erdrückenden medizinischen Erkenntnisse als gescheitert gelten.
  3. Lassen Sie sich also bzgl. der Nachtflüge in DUS genauso wenig ein X für ein U vormachen wie bzgl. der vom Flughafen selbst in seinem Gutachten „restriktionsfreie Potentialanalyse“ klar erklärten und angestrebten Schließung der Flughäfen Münster/Osnabrück, Paderborn, Weeze und Dortmund. Wie sollen diese überleben, wenn DUS einen Billigflieger nach dem anderen von dort nach DUS lockt? Was macht es für einen Sinn, in DUS immer weiter aus-zubauen und zu erhöhen, nur um später festzustellen, dass nun in DUS nicht mehr geht (sie schaffen es ja schon heute nicht, alles ist auf max. 22 Mio Passagiere angelegt), man also die genannten vier Airports dringend bräuchte, nur leider sind sie inzwischen pleite?
  4. Die Nagelprobe für die angeblichen „Verbesserungen der Situation“ kommt erst noch in den Sommermonaten. Im vergangenen Juni wurden z.B. 325 Nachtflüge nach 23 Uhr gezählt (durchschnittlich 10,9 pro Nacht), bis einschl. 12. Juni diesen Jahres waren es bereits 105 (8,8 pro Nacht). Wenn sich das ähnlich fortsetzt, wären es nur noch 20% weniger als im Vorjahr und etwa gleich viel wie im Juni vor 2 Jahren. Wird es der Flughafen schaffen, den Verkehr ohne Anstieg der Verspätungen in die Nacht hinein abzuwickeln, oder werden wieder einmal „Wetter“, „Lotsen“, „Streiks“ usw. die Schuldigen sein? Wir bleiben dabei: Kurzfristig müssen die viel zu laxen Regeln verschärft werden (hier hat der Flughafen offensichtlich große Angst davor, warum überhaupt? Wenn die Verspätungen in die Nacht hinein nicht so immense gesundheitliche Schäden verursachen würden, die wir alle über erhöhte Krankenkassenbeiträge zumindest mitbezahlen, verursachen würde könnte man ja angesichts des Gejammers fast „Mitleid“ mit dem Flughafen haben, der unverdrossen versucht, Ihnen, den Politikern, den Medien und uns weißzumachen, dass er morgen pleite ginge wenn einige der Nachtflüge gestrichen bzw. vorverlegt würden, was ohne weiteres möglich ist, wie die BgF in einer Analyse beweisen. Diese Analyse ist hier abrufbar:
    Verlagerbarkeit von Nachtflügen_2019
  5. Das Umlaufbeispiel auf S1 des DUSkompakt-Briefes wirft mehr Fragen auf als es erklärt:
    – 4 verschiedene Destinationen mit einer Maschine an einem Tag zu fliegen, wirkt konstruiert. Die meisten Flugzeuge kehren abends an ihren Heimatflughafen zurück. Warum wurde so ein ungewöhnliches Beispiel gewählt?
    – Soll die Maschine von DUS nach Hamburg verlegt werden? Was ist mit den Crews?
    – Warum dauert der geplante Flug DUS-Kreta (welcher Flughafen ist eigentlich gemeint? Heraklion oder Chania?) mit 3:15 exakt genauso lang wie der weitaus kürzere Rückflug Kreta-MUC? Warum soll der Flug MUC-Antalya mit 3:05 kürzer dauern als der (kürzere) Flug Kreta-MUC? Das passt alles nicht zusammen.
    – Würde ein realistischer Umlauf (z.B. DUS-Kreta-MUC-Kreta-DUS) angesetzt, hätte die Maschine übrigens trotz Gewitters vor 23:00 Uhr in DUS landen können.
    – Schön wäre es, wenn alle Airlines Bodenzeiten wie die hier angenommenen planen würden: 50 Minuten in Kreta, 60 Minuten in München, 50 Minuten in Antalya. Oft genug beschränkt man sich auf viel zu knappe 30 oder 35 Minuten, was – natürlich v.a. im Sommer – zu Chaos, Verspätungen, verschobenen Slots etc. führt.
  6. Die Maßnahmen des Flughafens scheinen alle sinnvoll, sie können aber bestenfalls die Verspätungen reduzieren, die vom Flughafen verursacht wurden. Dies sind, wie immer wieder beteuert wurde, aber nur die kleineren Bruchteile, man mag streiten, ob 10 oder 20%? Der ganze Rest, der u.a. durch zu knappe Planungen verursacht wurde und wird, den kann man aber nicht damit reduzieren. Und die beantragte, erneute Erhöhung auf 60 planbare Bewegungen wird – das sagt jeder Fachmann und ahnt jeder Laie – nur zu einer weiteren Explosion der Verspätungen führen. 2005 wurde die Zahl der planbaren Landungen nach 22 Uhr, also in der NACHT, von 15 (Winter) bzw. 25 (Sommer) auf 33, mithin also um 65% erhöht. Die Zahl der (ökonomisch evtl. relevanten) Gesamt-Flugbewegungen hingegen nur um 7,4% (von 122.000 auf 131.000). Die Folgen haben die Anwohner v.a. seit 2008 zu spüren bekommen, die Nachtstunde 22-23 Uhr ist vielerorts die lauteste des gesamten Tages. Dies verstößt gegen die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, gegen §29b des Luftverkehrs-Gesetzes und gegen Artikel 2 des Grundgesetzes.

Will der Flughafen noch weiter wachsen, trotz Angerlandvergleich und Schaden für das NRW-Gemeinwohl und nur zu Gunsten der privaten Anteilseigner, dann muss er VORHER in der Nacht für dauerhafte RUHE sorgen. Die 10 Anliegerkommunen und Hundertausende von Anwohnern bleiben daher bei ihrer Forderung: Nachtruhe von 22 bis 6, am Wochenende bis 7 Uhr. Davon geht der Flughafen nicht zugrunde, keine Airline wird (allein deshalb) abwandern, Akzeptanz und Frieden in der Region sind lohnenswerte Ziele. Lassen SIE sich nicht einlullen, WIR können nicht schlafen.

Rückfragen gern unter : langebgf@yahoo.de